29-6 San Francisco

150 Jahre Cable Cars in San Francisco

Zum Jubiläum werden Fahrten in historischen Waggons angeboten und die Ticketpreise reduziert

Fotos: Michael Victorthe

San Franciscos bekanntestes Wahrzeichen feiert runden Geburtstag : Anlässlich des Jubiläums werden in diesem Sommer ganz besondere Fahrten in historischen Wagen angeboten. Und erstmalig für Besucher geöffnet: die Schreinerei, in der die Cable Cars restauriert werden. Ganztages-Tickets sind von Juli an für alle ermäßigt.


Es ist der schottische Einwanderer Andrew Smith Hallidie, der das Image von San Francisco mit der Erfindung der ersten Cable Car im Jahr 1873 entscheidend geprägt hat. Die Cable Cars stehen als Synonym für Kaliforniens Metropole – und sie feiern in diesem Sommer ihr 150-jähriges Bestehen.

 

„Keine andere Stadt auf der Welt hat Cable Cars. San Francisco war die erste City mit Cable Cars – und seit 1957 sind wir die einzige Stadt, die sie noch betreibt“, weiß Rick Laubscher, Präsident von Market Street Railway. Seine gemeinnützige Organisation hat sich zur Aufgabe gemacht, den historischen Nahverkehr in San Francisco zu erhalten.

 

Die sechsmonatigen Feierlichkeiten begannen am 13. Juni, als Bürgermeisterin London Breed gemeinsam mit führenden Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft eine Fahrt mit der ältesten noch existierenden Cable Car „Big 19“ unternimmt. Im Rahmen des 150. Jubiläums werden in den nächsten Monaten viele Veranstaltungen und besondere Fahrten angeboten. So können Besucher mit historischen Cable Cars durch die kalifornische Metropole fahren oder auch erstmals den Ort besichtigen, in dem die Fahrzeuge gebaut und restauriert werden. Hier eine Programmübersicht:


Fotos: Michael Victorthe

Fahrt mit der größten und ältesten Cable Car

Die als „Big 19“ bekannte Cable Car ist mit über zehn Metern Länge größer als die regulären Cable Cars, die lediglich 8,40 Meter messen. Das im Jahr 1883 von der Southern Pacific Railroad gebaute Fahrzeug fuhr auf der Market Street, bis das Erdbeben im Jahr 1906 den Betrieb abrupt beendete. Später wurde die Bahn bis 1942 auf der Sacramento-Clay-Linie eingesetzt. Vollständig restauriert wird die „Big 19“ bis Oktober jeden Samstag auf der California Street-Linie verkehren. Besucher können sich auf eine ganz besondere Fahrt in der ältesten Cable Car von San Francisco freuen.

Besuch der Schreinerei

Im Stadtteil Dogpatch werden die Cable Cars von Grund auf neu gebaut sowie aufwendig restauriert. Es ist ein für die Öffentlichkeit nicht zugänglicher Ort. Im 150. Jubiläumsjahr wird aber eine Ausnahme gemacht: Erstmals können Besucher den Konstrukteuren über die Schulter schauen: Jeden ersten Freitag im Monat öffnet der Cable Car Carpentry Shop seine Türen und bietet öffentliche Führungen durch die Schreinerei und Werkstatt an. Die Teilnehmerzahl ist auf 50 Personen pro Tour begrenzt.

„Car 42“ mit Blattgoldverzierung

Die jüngste Cable Car-Linie in San Francisco wurde im Jahr 1891 eröffnet und fuhr durch die O’Farrell, Jones & Hyde Street. Einige Abschnitte wurden 1954 stillgelegt – bis auf den Abschnitt über die Hyde Street. Hier rollen noch heute die Cable Cars. Besucher können in den nächsten Monaten mit einer ganz besonderen Cable Car aus der damaligen Zeit fahren. „Car 42“ wurde originalgetreu restauriert. Mit seiner Blattgoldbeschriftung sieht der Waggon aus wie im Jahr 1907. „Car 42“ befördert Passagiere zwischen dem Cable Car Museum und dem Aquatic Park am Ende der Hyde Street-Linie.

Muni Heritage Weekend

In San Francisco existieren zwei verschiedene Betreiber im Nahverkehr, darunter die Muni (Municipal Railway). Das Muni Heritage Weekend vom 23. bis 24. September würdigt die öffentlichen Verkehrsmittel von San Francisco mit Fahrten in selten betriebenen historischen Straßenbahnen (Street Cars), Oldtimer-Bussen und einzigartigen Cable Cars. Zudem wird ein buntes Rahmenprogramm im San Francisco Railway Museum (77 Steuart Street) angeboten.

 

Weitere Einzelheiten zu den speziellen Jubiläumsangeboten und Feierlichkeiten unter www.sfcablecars.org/events. Hier erfahrenen Interessierte auch alles zur Geschichte der Cable Cars sowie zu den Sightseeing-Höhepunkten und kulinarischen Erlebnissen entlang der Strecken.

Das Cable Car Museum: Ausstellungen, Depot und Maschinenraum in einem

,Die allererste Testfahrt einer Cable Car fand am 2. August 1873 statt. Einen Monat später, am 1. September, wurde die erste Cable Car für die Öffentlichkeit in Betrieb genommen – das ist in diesem Jahr 150 Jahre her. Wer mehr über diese einzigartige Kabelstraßenbahn erfahren will, sollte das Cable Car Museum in der Mason Street (Stadtteil Nob Hill) besuchen. Zu den Ausstellungsstücken gehören unter anderem eine der ersten Cable Cars, die in der Stadt eingesetzt wurde, ehemalige Ticketschalter und viele alte Fotos.

 

Das Gebäude aus markanten roten Ziegelsteinen beherbergt nicht nur das Museum, sondern auch das Depot und eine Werkstatt. Und im Maschinenraum schlägt das Herz des gesamten Cable Car-Netzwerks. Dort können Besucher die riesigen Räder beobachten, über die endlos die Kabel laufen. Das Museum hat täglich außer montags von 10 bis 16 Uhr geöffnet (am Freitag und Samstag sogar bis 17 Uhr), der Eintritt ist kostenlos. 

Im zweiten Halbjahr reduzierte Tarife

Noch unvergesslicher als ein Besuch im Museum ist eine Fahrt mit einer Cable Car. Es gibt drei Linien: die Powell-Mason, Powell-Hyde und California Street Cable Cars. Sie verkehren täglich zwischen 7 Uhr und 23 Uhr. Eine Fahrt kostet 8 US-Dollar. Besucher, die häufiger mit den beliebten Bahnen fahren wollen, sollten sich einen „All-Muni Pass“ für 13 US-Dollar besorgen. Dieser ermöglicht unbegrenzte Fahrten mit den Cable Cars, den historischen Straßenbahnen der F-Linie, Stadtbahnen (Muni und Muni Metro) und Bussen. Im Zeitraum vom 1. Juli bis Ende 2023 wird dieser Ganztages-Pass zum Jubiläums-Preis in Höhe von 5 US-Dollar angeboten. Mehr Details unter www.sfmta.com/getting-around/muni/cable-cars

Die California Street-Linie

Die älteste erhaltene Cable Car-Linie (eröffnet 1878) verläuft von Ost nach West entlang der California Street. Die California Street Cable Car beginnt an der Market Street/Ecke Drumm Street, zwei Blocks westlich des Ferry Building (Embarcadero). Sie fährt durch den Financial District und passiert dabei historische Gebäude und moderne Wolkenkratzer. Dann geht es an Chinatown vorbei hinauf ins Viertel Nob Hill. In der Powell Street trifft die Bahn auf die anderen beiden Cable Car-Linien. Nächstes Ziel ist die imposante Grace Cathedral in der California Street. Von dort aus geht es wieder bergab. Die Fahrt endet an der Van Ness Avenue, einem wichtigen Nord-Süd-Boulevard der Stadt. 

Die Powell Street-Linien

Die beiden anderen Cable Car-Linien, Mason und Hyde, starten beide an der Powell Street/Market Street, direkt neben dem Monument des Cable Car-Erfinders Andrew Hallidie. Beide Linien fahren in Nord-Süd-Richtung, durchqueren Union Square, das wichtigste Einkaufsviertel der Stadt, erklimmen Nob Hill, kreuzen auf dem Kamm die Strecke der California Street Linie und fahren auf der Powell Street vier weitere Blocks am westlichen Rand von Chinatown entlang nach Norden.

 

Nach der Abbiegung in die schmale Jackson Street trennen sich die Linien. Die Powell-Mason-Linie verläuft entlang der Mason Street nach Norden. Dabei streift sie das Viertel North Beach. Endziel ist die Taylor Street/Bay Street nahe Fisherman's Wharf. 

 

Die Powell-Hyde-Linie ist die unter Besuchern am meisten genutzte Strecke. Sie folgt der Jackson Street (Washington Street in der anderen Richtung) vier weitere Blocks, um die Hyde Street zu erreichen, und biegt dann nach Norden ab. Es geht vorbei an Geschäften und Restaurants im Viertel Russian Hill. Oben angekommen passiert die Cable Car die Lombard Street, eine der berühmtesten Zickzack-Straßen der Welt. Es bieten sich wunderschöne Ausblicke, unter anderem nach Alcatraz. Anschließend geht es hinunter in die Beach Street/Hyde Street in den Aquatic Park, Teil des San Francisco Maritime National Historical Park.

Zwei Mann für ein Cable Car

Das Personal eines Cable Car besteht aus zwei Personen. Der „Gripman“ steht vorn und betätigt den Hebel, der den Wagen zum Fahren bringt. Die Cable Car hat keinen Motor – sie fährt nur, wenn sie an das unterirdisch verlaufende Seil geklammert ist. Anders als bei einer Berg-Seilbahn muss der Zugführer selbst bremsen, etwa wenn er sich an Haltestellen ausklinkt. Während er die stählernen Radbremsen mit einem Fuß-Pedal auslöst, zieht er mit dem zweiten Hebel die hölzernen Bremsklötze auf die Schienen und baut so den nötigen Widerstand auf. Außerdem ist ein „Conductor“ an Bord. Er muss auf Zuruf mitbremsen und kontrolliert die Fahrkarten.